1800
Am 12. Juli 1800 kommt es im Gebiet um die Gemeinde
Oberammergau zu Kämpfen zwischen den kaiserlichen Truppen und der
französischen Armee. Die Franzosen plündern im Ort.
Zum Gedenken an diesen Tag werden in der Pfarrkirche
Kanonenkugeln aufgehängt.
Trotz der Kriegswirren wird das Passionsspiel in diesem
Jahr fünfmal aufgeführt. Im folgenden Jahr werden die Spiele nachgeholt, die
1800 wegen des Krieges nicht mehr auf die Bühne gebracht werden konnten.
Viele Österreicher befinden sich unter den Zuschauern.
1801
Joh. Nikolaus Unhoch wird neuer Frühmessbenefiziat in
Oberammergau. Der am 6. Dezember 1762 geborene Sohn eines Oberammergauer Bildschnitzers
besuchte die Schule in Ettal und anschließend das Jesuiten-Kollegium in
Augsburg. Während seiner Zeit in Oberammergau war er auch kurfürstlicher
Schulinspektor für den Ammergau.
Im Jahr 1823 veröffentlicht er ein wichtiges Werk über
die Bienenzucht: „Anleitung zur wahren Kenntniß und
zweckmäßigsten Behandlung der Biene“
Im selben Jahr verlässt er nach einem Streit mit der
Gemeinde seinen Geburtsort und wird Frühmesser in Garmisch.
Am 24. Mai 1833 stirbt er in Schongau, wo er bereits
1826 das St.-Nikasi-Benefizium übernommen hatte.
1802
Der gebürtige Oberammergauer Rochus Dedler wird Lehrer
in seiner Heimatgemeinde.
Der am 15. Januar 1779 geborene Dedler stirbt am 15.
Oktober 1822 in Oberföhring. Der begnadete
Komponist schuf neben vielen kirchenmusikalischen Werken auch die
Passionsmusik, die 1810 erstmals erklang. Bis heute werden seine Werke in
Oberammergau aufgeführt.
Seit diesem Jahr finanziert die Gemeinde zusätzlich
einen Hilfslehrer, um die wachsende Zahl an Schülern besser versorgen zu
können.
Eine Milzbrandseuche rafft 40 Stück Hornvieh dahin.
1803
Eine Chronik vermerkt unter dem 11. März 1803, dass in
Oberammergau und Ettal Erdstöße vernommen wurden.
Am 1. April 1803 wird die Aufhebung sämtlicher
Prälatenklöster und geistlicher Herrschaften in Bayern wirksam. Davon sind
auch die beiden Klöster Ettal und Rottenbuch betroffen, welche die politische
bzw. geistliche Herrschaft über Oberammergau inne hatten.
Am 10. Oktober 1803 beginnt der Verkauf der Ettaler
Gründe im Ammergau. In Oberammergau werden 117 Parzellen veräußert. 58
Oberammergauer Gemeindemitglieder sind daran beteiligt und kaufen eins oder
mehrere Grundstücke.
Auch das Ettaler Gericht in Oberammergau hört zu diesem
Zeitpunkt auf zu existieren.
ab 1803
Die Gemeinde Oberammergau untersteht dem Landgericht
Schongau. In den ersten Monaten des Jahres war die Gemeinde dem
provisorischen Landgericht Murnau unterstellt.
Ab 1808 war das Landgericht Schongau und damit die
Gemeinde kurzzeitig dem Illerkreis zugeordnet, ab 1817 erfolgte wieder die
Eingliederung in den Isarkreis in Altbayern.
In Oberammergau werden erstmals die vier Jahrmärkte
abgehalten.
1804
Der letzte Propst des Stifts Rottenbuch, Herkulan Schwaiger, zieht nach Oberammergau. Er bewohnt
das ehemalige ettalische Richterhaus, das
ursprünglich von Joseph Ignaz Daser erbaut wurde.
Eine kurfürstliche Kommission kommt nach Oberammergau,
um die Organisation der Pfarrei der veränderten Lage anzupassen. Das
bisherige Pfarrgut bestand aus 33 ¼ Tagwerk. Davon werden 20 Tagwerk als
künftiges Pfarrwiddum dem Pfarrer förmlich zu
gewiesen.
1805
Das kurfürstliche Generallandeskommissariat bestätigt
den Pfarrvikar Albin Schwaiger am 28. Oktober 1805 als Pfarrer von
Oberammergau.
1806
Mit einem feierlichen Hochamt, Festgeläute und
Böllerschüssen feiert die Gemeinde die Erhebung Bayerns zum Königreich.
1810
Schon im Jahr 1801 wies Maximilan Graf Montgelas den Ettaler Richter in Murnau an, den
Oberammergauern das Spielen der Passion nicht mehr zu erlauben. Daher kann
1810 keine Aufführung erfolgen.
Das Ordinariat in Freising bestätigt am 14. November
1810 die Neuordnung der Pfarrorganisation.
1811
Die Gemeinde kämpft eisern für die Spielerlaubnis, die
ihr im März 1811 erteilt wird. Nicht zuletzt die Vorlage eines neuen Textes,
der von Pater Ottmar Weiss verfasst wurde,
überzeugt die Regierung. Zudem komponierte Rochus Dedler eine völlig neue
Musik.
Die zahlreichen Besucher zeigen sich begeistert von dem
neuen Spiel.
1812
Auch Oberammergauer Männer nehmen am Russlandfeldzug
Napoleons teil. Elf dieser Männer fallen in Russland, nur drei kommen zurück
in die Heimat.
Der letzte Wolf wird im Ammergau erlegt.
1815
Im Sommer 1815 wird elfmal das Passionsspiel aufgeführt.
Unter den Besuchern finden sich unter anderem Prinz Eugen und Maximilan Graf Montgelas. Pater Ottmar Weiss
arbeitet erneut seinen Text um, Rochus Dedler musste daher die Musik
teilweise neu komponieren.
Nikolaus Unhoch baut aus diesem Anlass eine neue Bühne,
die vor allem durch die klassizistischen Formen auffiel.
1816
Die Laine wird verlegt. Ihr
Bett führt nun durch die Furch in die Ammer und ist damit weiter vom Ort
entfernt.
1817
In der Nacht vom 18. auf den 19. November zerstört eine
Feuersbrunst in Oberammergau 34 Häuser, darunter das Schulhaus, in dem auch
das Archiv der Gemeinde untergebracht war.
Als Konsequenz des Dorfbrandes entsteht im folgenden
Jahr 1818 die äußere Gasse in Richtung Ettal. Die dort errichteten Häuser
werden weit entfernt voneinander gebaut.
1818
Statt der Sechs leitet nun ein Obmann, d.h. ein
Bürgermeister die Geschicke der Gemeindeverwaltung.
Die letzten Sechs waren 1817 / 18: Martin Tobias Hohenleitter, David Linder, Ignaz Zwink, Franz Rutz,
Johann Liebherr, Rupert Anwander.
Von 1818 bis 1830 ist Dominicus
Rutz der Gemeindevorsteher.
Ein neues Schulhaus wird errichtet.
Nach den Krisenjahren unter Napoleon verbessert sich die
wirtschaftliche Situation im Ort wieder. Die Schnitzindustrie erfreut sich an
der großen Nachfrage nach Oberammergauer Schnitzwaren.
1820
Pater Ottmar Weiss leitet ein
letztes Mal das Passionsspiel. Nur noch in diesem Spieljahr wird es auf dem
Friedhof nahe der Pfarrkirche aufgeführt.
Ähnlich dem Text von Ferdinand Rosner Mitte des 18.
Jahrhunderts wurde auch der Weiss-Text zum Vorbild
vieler Passionsspiele im alpenländischen Raum.
1821
Der Oberammergauer Verleger Georg Lang stirbt am 4.
November 1821 im Alter von 73 Jahren.
1824
Kurz nach seiner Resignation als Oberammergauer Pfarrer
stirbt Albin Schwaiger am 6. September 1824 in Rottenbuch.
1825
Zum ersten Mal in diesem Jahrhundert wird die
Kreuzschule in Oberammergau aufgeführt. Der Text dazu stammt von Pater Ottmar
Weiss.
ab 1826
Wegen des langen Weges nach Schongau wird die Gemeinde
Oberammergau dem Landgericht Werdenfels zugeordnet,
welches seinen Sitz im näher gelegenen Garmisch hat.
1829
Kronprinz Maximilian und Prinz Otto besuchen das
Schnitzwarenlager von Johann Ev. Lang.
1830
Das Passionsspiel findet heuer erstmals auf der neu
errichteten Bühne außerhalb des Ortes statt. Bis dato wurde auf dem Friedhof
gespielt. Knapp 13000 Besucher kommen wegen des Spiels nach Oberammergau.
Am 28. Mai 1830 stirbt Herkulan
Schwaiger in Oberammergau. 1819 wurde ihm sogar von König Maximilian I. der
Bischofsstuhl von Augsburg angetragen, welchen er aber abgelehnt hat.
Jakob Wiedemann wird Gemeindevorsteher und übt das Amt
bis 1833 aus.
1831
König Ludwig I. besucht am 11. August 1831 das ehemalige
Kloster Ettal und anschließend die Passionsspielgemeinde.
1833
Der Wachsbossierer Andreas Bierling folgt Jakob
Wiedemann als neuer „Bürgermeister“ der Gemeinde nach.
1836
Gründung des St.-Lukas-Vereins zur Unterstützung
unverschuldet hilfsbedürftiger Mitglieder.
1850 erhält der Verein von König Maximilian 1000 Gulden
als Geschenk.
Es kommt zur Erweiterung des Vereinszwecks auf die
Sicherung der Wohlfahrt der lokalen Kunstproduktion.
Im Jahr 1857 weist der Verein ein Gesamtvermögen von
1200 Gulden auf. Vorstand ist der Verleger Johann Ev. Lang.
Von 1836 bis zu seinem Tod am 24. April 1852 ist Michael
Diemer Gemeindevorsteher von Oberammergau.
1838
Kronprinz Maximilian veranstaltet am 25. Oktober 1838
erstmals eine Kofeljagd in Oberammergau.
Im November 1842 und im August 1843 reist er ebenfalls
zur Kofeljagd ins Ammertal.
1839
Pfarrer Georg Alois Plutz resiginiert als Pfarrer von Oberammergau. Bis zu seinem
Tod lebt er in seinem Wohnhaus, das er an der Stelle des alten
Gemeindekastens errichtet hatte. Heute befindet sich an dieser Stelle das
Rathaus.
Die Gemeinde beschließt die Kultivierung des
Lindermooses.
1840
Johann Ev. Bahngruber wird am 4. Februar 1840 zum
Oberammergauer Pfarrer ernannt. Fünf Jahre später wechselt er nach
Attenkirchen bei Freising.
Die Aufführungen des Passionsspiels werden in diesem
Jahr sehr gut besucht (ca. 35.000 Besucher). Die Gemeinde erzielt einen
Gewinn von 16000 Gulden.
Der königliche Landrichter Allioli
macht sich um das Passionsspiel sehr verdient. Außerdem wird das Spiels
erstmals durch etliche Zeitschriftenaufsätze und Berichte öffentlich
gewürdigt.
1844
Am 16. Juni 1844 verlieren 24 Familien durch eine
Feuersbrunst ihre Häuser.
Kronprinz Maximilian spendet für die betroffenen
Familien 450 Gulden, die Bauern aus Graswang 100 Gulden und der aus
Oberammergau stammende Münchner Hofchirurg Joh. Nep.
Frankl 50 Gulden.
Darüber hinaus initiiert der Verleger Johann Lang 1850
zu Gunsten der Betroffenen eine bayernweite Sammlung. Allein in München
werden 2000 Gulden gespendet, insgesamt kommen 9100 Gulden zusammen.
1845
Joseph Alois Daisenberger wird als Pfarrer von
Oberammergau installiert. Als Bearbeiter des Passionstextes von Pater Ottmar Weiss und Verfasser der Geschichte des Dorfes
Oberammergau prägt er das Leben in der Gemeinde über Jahrzehnte.
1848
König Maximilian besucht Oberammergau und wird von der Bevölkerung
begeistert empfangen.
In Oberammergau regt sich erstmals politisches Leben
angesichts der Revolution in Deutschland. Die Bevölkerung ist aber weiterhin
mehrheitlich liberal-konservativ eingestellt.
Die Oberammergauer stellen ein Landwehr-Freikorps auf,
das aus 130 Mann besteht und von Martin Schaller kommandiert wird.
1849
Das Oberammergauer Freikorps wird am 14. Mai 1849 von
Herzog Max in Bayern gemustert.
1850
Die 14 Aufführungen des Passionsspiels werden überaus
gut besucht. Die Zahl der Besucher steigt auf knapp 45.000. Erstmals wird der
überarbeitete Text von Joseph Alois Daisenberger gespielt. Aus den Gewinnen
des Passionsspiels stiftet die Gemeinde 6500 Gulden für gemeinnützige Zwecke,
10000 Gulden werden an die Mitwirkenden ausbezahlt.
Die Studentenvereinigung Ambronia gründet in
Oberammergau eine Gesellschaft. Schnitzer und Studenten bilden die
Mitglieder.
1851
Am Ort wird eine Postexpedition errichtet, nachdem die
Verbindung von Au nach Schongau zur Poststrasse erhoben wurde.
1852
Nach dem Tod von Michael Diemer wird Josef Jakob Rutz
Gemeindevorsteher. Er bleibt es bis 1857.
1854
Gründung des St. Johannis – Local
– Zweigvereins mit dem Ziel der Armenunterstützung. Im Jahr 1857
unterstützt er 30 Personen.
1856
Die Gemeinde beginnt mit dem Bau eines Kanals zum Schutz
vor dem Laine-Hochwasser. Abgeschlossen werden die
Arbeiten im Jahr 1858.
1857
Der Erzbischof Gregor von München und Freising spendet
am 24. Juni 1857 in Oberammergau das hl. Sakrament der Firmung.
Der Bildschnitzer Rupert Schauer wird Gemeindevorsteher
von Oberammergau. Als eine seiner ersten Amtshandlungen lässt er die
Kultivierung des Scherenlaichs (zwischen Graswang und Oberammergau)
durchführen, um mehr landwirtschaftliche Flächen im Ammertal zu gewinnen.
1858
Johann Ev. Lang übergibt das Verlagsgeschäft an seinen
Sohn Eduard Lang.
Im Jahr 1858 betreiben 62 Männer das Schnitzgewerbe in
Oberammergau. Daneben betreiben 18 Oberammergauer das Lohnfuhrwerk bzw. den
Holzhandel, 48 Tagelöhner arbeiten (meist als Holzarbeiter) im Ort, 5
Jagdgehilfen, 7 Gastwirte und diverse andere Handwerker verdienen ihren
Lebensunterhalt in der Kofelgemeinde.
1860
Im Vergleich zum Passionsspiel von 1850 wächst die Zahl
der Besucher erneut stark an. 100.000 Zuschauer besuchen die 21 Aufführungen
und sind begeistert von dem von Pfarrer Joseph Alois Daisenberger neu
erarbeiteten Text und der Musik von Rochus Dedler.
1861
Der Turn- und Sportverein wird in Oberammergau
gegründet.
ab 1862
Neu eingerichtete Bezirksämter als untere
Verwaltungsebene.
1866
Gründung des Männergesangsvereins Liederkranz.
1869
Gründung der Freiwilligen Feuerwehr am 18. November
1869.
1870
Erstmals wird im Rahmen der Vorbereitung der
Passionsspiele das Passionsspielkomitee erwähnt. Die Aufführungen werden
durch den Deutsch-Französischen Krieg unterbrochen und im Jahr 1871
fortgesetzt. Auffällig ist die Vielzahl von Besuchern aus England und
Amerika.
Um 1876
Einführung einer Biersteuer in Oberammergau.
1877
Ludwig Lang beginnt mit Schnitzunterricht für den
Oberammergauer Schnitzernachwuchs.
1879
Die Gesellschaft Feuchtes Eck wird in Oberammergau
gegründet.
1880
Johann Ev. Lang, der Bürgermeister Oberammergaus, wird
neuer Spielleiter. Unter seiner Ägide wird der Umbau der Bühne durchgeführt.
Knapp 100.000 Besucher sehen das Spiel.
1881
Eröffnung des neuen Rathauses. Davor waren die Amtsräume
der Gemeinde im Schulhaus untergebracht.
1883
Geistlicher Rat Joseph Alois Daisenberger, langjähriger
Pfarrer von Oberammergau, Verfasser des Passionstextes und der Geschichte des
Dorfes Oberammergau stirbt.
1884
Gründung des Verschönerungs- und Verkehrsvereins durch
Guido Lang.
1889
Die neue Kienbergstraße, die Oberau mit Ettal und dem
Ammertal verbindet, wird eröffnet.
1890
Das Passionsspiel wird von insgesamt 124.000 Besuchern
gesehen.
Die Schnitzschule bezieht die neuen Räume an der Ettaler
Straße. Ab 1908 kann an der hiesigen Schnitzschule die Gesellenprüfung
abgelegt werden.
Nach den Passionsspielen wird das neue Krankenhaus errichtet,
welches sich die Gemeinde wegen der Gewinne aus dem Passionsspiel endlich
leisten kann.
1894
Gründung des Bürgervereins.
1898
Die Modernisierung der Wasserversorgung in Oberammergau
kommt zu einem Ende. Mittlerweile sind fast alle Haushalte an das
Leitungsnetz angeschlossen.
In diesem Jahr wird die Landwirtschafts- und Gewerbebank
im Ort gegründet.
1900
175.000 Besucher sehen das Passionsspiels, das von
Ludwig Lang geleitet wird. Anton Lang spielt erstmals den Christus.
Die Gäste der Passionsspiele können erstmals direkt mit
dem Zug bis nach Oberammergau fahren, nachdem die Lokalbahn AG die Verbindung
zwischen Murnau und Oberammergau eröffnet hat.