um 1600
Der Ort wird von den Sechs und den Zwölf verwaltet.
Die Sechs bilden eine Art Gemeindevorstandschaft. Sie
kontrollieren die Rechnungsführung, sie beaufsichtigen die Gemeindearbeiten
und bestellen den Schulmeister, die Gemeindediener und Hirten.
Die Zwölf bilden die Vertreter der Gemeinde. Sie werden
von den Sechs bei wichtigen Angelegenheiten zu Rate gezogen.
Die Neuwahl der beiden Gremien findet jährlich statt.
Diese Gemeindebehörden waren dem Ettalischen
Richter untergeordnet.
Anfang 17. Jhd.
Der Abt von Ettal Leonhard Hilpolt
und der Murnauer Pfleger Urban Morhard
weisen aus Oberammergau aufgrund der Überbevölkerung alle unrechtmäßig hier
sesshaft Gewordenen aus.
Sie wandern nach Österreich und Schwaben sowie in andere
Gebiete Bayerns aus.
Es gibt erste Hinweise, dass um diese Zeit bereits eine
Schule in Oberammergau existierte.
17. Jhd.
Weitere Familien gewinnen im Ort an Bedeutung. Dies sind
vor allem die Kriegls, die Ruetz, die Auers, die Glöggls, die Familien Ederle, Rainer, Ray und Zwink.
Erstmals kennt man Namen von jenen Oberammergauern, die
sich mit der Schnitzerei beschäftigen.
Hans und Michael Faistenmantel,
Simon, Veit, Jakob und Hans Rutz, Bernhard und Hans Eyrl,
Balthasar Ray.
Das Gewerbe des Rottfuhrwesens
betreiben noch: Hans Faistenmantel, Paul Bader,
Paul Plaikner, Kaspar Auer, Kaspar Faistenmantel, Anton Auer, Gregor Rainer und Jörg Niggl.
Beschreibung der alten Kirche von Oberammergau:
Drei Altäre, wobei der Hauptaltar den Aposteln Petrus
und Paulus und die beiden Seitenaltäre der hl. Dreifaltigkeit bzw. der hl.
Jungfrau und Märtyrerin Katharina geweiht ist. An die Kirche ist eine Kapelle
angebaut, in der ein Altar zu Ehren der hl. Mutter Anna errichtet ist.
1608
Johannes Reisch wird Pfarrer in Oberammergau.
1613
Johannes Gastl übernimmt die
Pfarrei St. Peter und Paul.
1620
Der Pfarrhof brennt am 15. Dezember 1620 nieder.
1622
Zwei Geistliche werden in diesem Jahr als Pfarrherren
erwähnt: Jodokus Windt und Urban Arber.
1625
Erneut findet ein Wechsel in der Pfarrei statt. Anton Pärtl heißt der neue Pfarrer.
1627
Primus Christeiner wird der neue Pfarrer in
Oberammergau. Er ist eines der Opfer der Pest im Jahr 1633. Er stirbt am 28.
Januar 1633 in Oberammergau.
1629
Magister Albert Wagner aus Ingolstadt wird Richter in
Oberammergau. Davor hatten dieses Amt ein Dietrich Pettenpeck
(bis etwa 1617) und ein Elias Stattler aus Mattrai
inne.
1632
Einfall der Schweden in Bayern im Zuge des 30jährigen
Krieges (1618-1648)
Am 4. Juni 1632 dringen schwedische Reiter plündernd bis
zum Kloster Ettal vor, wo sie zwei zurückgebliebene Mönche töten.
1633
Marcellus Fatiga folgt Pfarrer
Christeiner nach, stirbt aber noch im selben Jahr an der Pest (Tod am
19.3.1633 dokumentiert).
Ihm folgt nach der Pfarrer Felician Kraus.
1633
Die Pest wütet im Oberland. In Oberammergau sterben vom
Kirchweihfest bis 28. Oktober 84 Personen am „Schwarzen Tod“. Daraufhin beschließen
die Oberammergauer, alle zehn Jahre das Spiel vom Leiden und Sterben Jesu
Christi aufzuführen, sollte der Ort von der Pest befreit werden.
„In dem großen Leidwesen, welches die furchtbare
Krankheit über die Gemeinde gebracht hatte, sind endlich die Vorgesetzten der
Gemeinde, die Sechs und Zwölf, zusammengetreten, und haben das Verlobniß gemacht, die Passionstragödie alle zehn Jahre
zu halten, und von dieser Zeit an ist kein einziger Mensch mehr gestorben,
obwohl noch etliche die Pestzeichen an sich hatten.“ (Vgl. Daisenberger, Geschichte
des Dorfes Oberammergau, ND 1988, Seite 60)
1634
Erstmals wird das Spiel vom Leiden und Sterben Christi
in auf dem Friedhof in Oberammergau aufgeführt. Es ist unbekannt, welcher
Text damals verwendet wurde. Ab 1680 wird auf die Zehner-Jahre gewechselt.
1635
Bis ins Jahr 1641 ist Johannes Molitor der
Oberammergauer Pfarrer.
1637-1667
Das Frühmessbenefizium bleibt in diesen 30 Jahren
unbesetzt, nachdem 1637 Andreas Perkhofer
verstorben war.
1641
Hilarius Speidler übernimmt
die Pfarrei von Oberammergau.
Im selben Jahr plant der Rottenbucher Probst die
Errichtung eines eigenes Pfarrvikariats in Unterammergau.
1643
Große Mäuseplage in den Fluren rund um den Ort.
1644
Zur Verhinderung einer erneuten Mäuseplage wird der St.
Magnus-Stab von Füssen gebracht und in feierlicher Prozession über die Felder
getragen.
Zum zweiten Mal wird in Oberammergau das Passionsspiel
aufgeführt.
1648
Bruderschaft des Heiligen Rosenkranzes wird gegründet.
Im selben Jahr wird Sigmund Marböck
der Pfarrer von Oberammergau.
1654
Zwanzig Jahre nach dem Passionsgelübde ist der Friedhof
der Pfarrkirche erneut Schauplatz des Spiels von Leiden und Sterben Jesu
Christi.
1655
Primus Haltenberger heißt der
neue Pfarrer von Oberammergau.
1664
Für dieses Passionsspiel ist erstmals ein Text
überliefert. Das Manuskript stammt aus dem Jahr 1662 und ist eine Verbindung
zweier älterer Passionsspieltexte.
Als neuer Pfarrherr wird Franz Mayr installiert.
1667
Elias Thoma wird als Frühmessbenefiziat eingesetzt.
Einige Jahre später wird der Oberammergauer Michael Eyrl Frühmessbenefiziat. Bekannt wurde er unter anderem
durch die Herausgabe eines eigenen Buches: „poeta
thelogicus“
1669
Der Rottenbucher Chorherr Augustin Grieninger
wird Nachfolger von Franz Mayr als Ortsgeistlicher.
1670
Für zwei Jahre übernimmt Tobias Herele
die Pfarrei.
1672
Ambros Mayr ist der neue Pfarrer von Oberammergau.
1674
Augustin Grieninger,
Pfarrvikar in Oberammergau, erweitert den Text von 1662 mit Passagen aus
einem Weilheimer Passionsspiel des Pfarrers Johannes Älbl.
1675
Tobias Herele übernimmt erneut
– allerdings nur für ein Jahr – das Amt des Oberammergauer
Pfarrers.
1676
Gilbert Gast, der spätere Probst des
Augustinerchorherrenstifts Rottenbuch wird Pfarrer in Oberammergau.
1681 übergibt er die Pfarrgründe (vier halbe Viertel) an
Dorfbewohner zur Bewirtschaftung.
1680
Die Gemeinde führt das Passionsspiel nun in den
Zehnerjahren auf. Gründe dafür lassen sich in den Quellen nicht finden.
1682
Ein Kurfürstliches Revisorium
vom 5. Januar 1682 bestätigt, dass die Bildschnitzerei als freies Gewerbe
anzusehen ist.
1683
Floridus Porth
folgt Gilbert Gast als Pfarrer nach. Bis 1691 bleibt er als Geistlicher in
Oberammergau.
1687
Andreas Roman Erlböck, der aus
Schlackenwörth in Böhmen stammte, übernimmt das
Richteramt. Davor waren ein Georg Miller und ein Johannes Rieger in diesem
Amt. Er bleibt Richter bis 1720.
1690
Zum siebten Mal wird das Passionsspiel in der
Pfingstzeit aufgeführt.
In dieser Zeit wird der Pfarrhof umgebaut.
1691
Remigius Wager wird der neue Pfarrer in Oberammergau.
Die Gemeinde muss 13 Männer zur Landesverteidigung
bereit halten.
1693
Erneut wird ein neuer Pfarrer eingesetzt. Nun übernimmt
Albert Schaur das Amt.
1694
Nach nur einem Jahr wechselt zum wiederholten Mal der
Ortspfarrer. Floridus Porth
kommt für sechs Jahre wieder nach Oberammergau.
1695
Haustierbestand in den Jahren 1695-1697:
In dieser Zeit werden kaum Schafe und Ziegen in
Oberammergau gehalten.
Viele Oberammergauer stehen damals als Tagelöhner in
Diensten des Klosters Ettal.
Das Rottfuhrwesen wird
praktisch nicht mehr betrieben.
1696
Gemeinde fasst den Beschluss zum Bau eines eigenen
Schulhauses. Im folgenden Jahr wird der Bau durchgeführt.
In den Jahren 1696 / 97 waren die Sechs: Sebastian Ruez,
Franz Würmseer, Urban Gabler, Adam Göbl, Sebastian
Sailer, Hans Sprenger.
In den Jahren 1697 / 98: Kaspar Osterrieder, Franz Würmseer, Sebastian Sailler,
Johannes Kriegl, Urban Sam, Mang Ruez.
In den Jahren 1698/ 99: Kaspar Osterrieder, Franz Würmseer, Sebastian Sailler,
Johannes Kriegl, Urban Sam, Mang Ruez.
Ende des 17. Jhd.s betrugen
die Einnahmen der Gemeindekasse: 386 Gulden 47 Kreuzer, Ausgaben: 343 Gulden
41 Kreuzer. Schuldenstand: 91 Gulden 27 Kreuzer.
1697
Einführung der Ölbergandacht durch Pfarrer Floridus Porth jeweils an den
Donnerstagen in der Fastenzeit.
Ende 17. Jhd.
Zu dieser Zeit werden in Oberammergau jährlich zwischen
40 und 50 Kinder geboren. Mitte des 19. Jhd.s
beläuft sich die Geburtenzahl auf zirka 30 bis 40 Kinder pro Jahr.
168 zu den Gemeindeanlagen beisteuernde Männer zählte
damals der Ort.
Grundbesitzverhältnisse:
149 halbe Viertelhöfe, daneben 4 Halbviertelhöfe des
hiesigen Richters, des Kammerrichters zu Ettal und des hiesigen Pfarrers.
25 Personen besaßen zwei halbe Viertel.
6 Personen besaßen je drei halbe Viertel.
64 Personen besaßen je einen halben Viertel.
Etwa 50 Prozent der Oberammergauer Einwohner hatte
eigenen Grundbesitz.
Anfang 18. Jhd.
Aufblühen der Bildschnitzerei
Nun wird auch vermehrt mit Wachs und Keim als Material
gearbeitet.
Oberammergauer vertreiben ihr Kunsthandwerk mittlerweile
in ganz Deutschland und Europa.
Verleger aus dem Ort betreiben Niederlassungen in St.
Petersburg (Russland), Kopenhagen (Dänemark), Trondheim (Norwegen), Göteborg
(Schweden), Cadix (Spanien), Bremen (Preußen),
Groningen (Niederlande), Amsterdam (Niederlande).
Der ganze Ort profitiert vom wachsenden Handel mit
Schnitzwaren.
Gegen Ende des 18. Jahrhunderts wird das Fassen der Schnitzereien
in Oberammergau als neuer Handwerkszweig eingeführt.
Anfang des 18. Jahrhunderts ist ein Michael Weber Lehrer
in Oberammergau.