Der olympische Gedanke unterm Hakenkreuz Austragungsort der Olympischen Winterspiele 1936 war Garmisch-Partenkirchen und 1940 sollte es der Wintersportort erneut sein. Dazu kam es aber nicht, weil sich das Deutsche Reich im Krieg befand. Im Land, das die Olympischen Spiele veranstaltet, muss -so ist ein olympischer Grundsatz- Frieden herrschen. Der Historische Verein Oberammergau hatte den Garmisch-Partenkirchener Historiker Alois Schwarzmüller zum Vortrag in den Gasthof Stern eingeladen. Der Vorsitzende Franz Kümmerle erzählte in seiner Einleitung, dass seine Mutter bei seiner Schuleinschreibung davon erzählt habe, dass sie als Sportbegeisterte bei minus 36 Grad Celsius mit dem Rad von Oberammergau in den Olympiaort gefahren sei, um das Eishockey-Spiel Deutschland gegen Kanada anzuschauen. Diese Begeisterung für das Sportereignis habe ihn damals sehr beeindruckt und Namen wie Sonja Hehne und Gustl Kranz waren und sind auch für ihn noch heute Sportikonen. Alois Schwarzmüller bestätigte diese Begeisterung der Bevölkerung für das Sportereignis und stellte fest, dass das auch heute noch von den Olympischen Spielen hängen geblieben ist. Im Vortrag wurde aber ein anderer Ansatz deutlich. Der ehemalige Lehrer des Werdenfels- Gymnasiums hat sich seit den frühen 70er Jahren mit der Historie um die Winterspiele herum beschäftigt. In sechs Kapiteln zeigte er seine Forschungsergebnisse, die auf intensiven Quellenstudien in Gemeinde, Staats- und Bundesarchiven sowie aus der Analyse der zeitgenössischen Lokalzeitungen beruhen, auf. Vor 1933 ging es vor allen Dingen darum Garmisch und Partenkirchen von Sommerfrischler-Urlaubsorten zu Wintersportzentren zu machen. Die Olympiabewerbung wurde als eine „bayerische Sache“ angesehen. Bayerische Abgeordnete setzten sich im Landtag und im Reichstag für die Olympiabewerbung ein. Der niederschlesische Ort Schreiberhau, am Fuße der Schneekoppe, ein aussichtsreicher Mitbewerber, wurde so ausgeschaltet. Bis zur „Machtergreifung“ im Januar 1933 stand die olympische Idee bei den Nationalsozialisten nicht in hohem Ansehen. Mit dem Regierungsantritt von Hitler ändert sich dies. Die Olympischen Siele werden als Propaganda-Instrument angesehen. Dem Propaganda-Minister Goebbels und seinem Führer waren aber die Sommerspiele 1936 wichtig, weswegen sie am 16. März 1933 die Sommerspiele akzeptierten. Damit ermöglichten sie, dass das IOC im Juni 1933 die Winterspiele an Garmisch und Partenkirchen vergaben. Die Spiele sollten die massive Aufrüstungspolitik tarnen und auch den offenen Antisemitismus der Nationalsozialisten auf internationaler Ebene verschleiern. Gerade Letzteres bereitete den Olympia-Organisatoren Ritter von Halt und Carl Diem aber große Probleme. Die Schilder und Transparente „Juden sind hier unerwünscht“ waren z.B. im Jahr 1935 so häufig im Olympiaort und entlang der Bahnstrecke nach München zu finden, dass die Ausrichtung der Olympiade in Gefahr war. NS-Gauleiter Adolf Wagner musste übereifrigen Hitlerjungen und SA-Leuten noch im Januar 1936 extra das Entfernen dieser Schilder anordnen. Das Propagandaministerium lief auf Hochtouren, damit die internationale Presse und Diplomatie die Eignung des Deutschen Reiches für die Sommerspiele 1936 nicht hinterfragen konnte. Nach den Spielen waren die Schilder sofort wieder da, der Antisemitismus fand sich in Fremdenverkehrsprospekten, denen der Hinweis, dass Juden unerwünscht seien, beigelegt werden musste, in den Sportvereinen und bei den Organisatoren der Spiele in Briefen und Schriften. Für die Olympischen Winterspiele 1940 in Garmisch-Partenkirchen wurden finanziell aufwändige Bauprogramme beschlossen und die Wehrmacht bekam den Auftrag spektakuläre Vorführungen vorzubereiten. Fackeln und Flakscheinwerfer als Lichtsäulen spielten dabei eine Rolle. Im Krieg gaben die Deutschen die Winterspiel an das IOC zurück. Alois Schwarzmüller betonte am Ende seines Vortrags noch einmal deutlich, dass die Spiele, die 1936 auch für internationale Beobachter hervorragend organisiert und ausgerichtet waren, dem III. Reich als Propaganda und zur Tarnung der Aufrüstung dienten. Viele der Beteiligten haben das mitgetragen. Nach dem Zusammenbruch des NS-Staates wurde aber das Sportliche, das das Positive an den Spielen war, herausgestellt. Über die Hintergründe wurde aber eher geschwiegen. Die abschließende Diskussion um Gasthof Stern zeigte dies auch deutlich. Direkte Zeitzeugen, die jetzt über 90 Jahre alt sein müssten, waren nicht mehr anwesend, die vertretenen nachfolgenden Generationen kamen nach diesem Vortrag zu unterschiedlichen Bewertungen der Erinnerung an diese Zeit. Der Umgang mit den erhaltenen und zu erhaltenden Bauwerken ist immer in der Diskussion. Dem Referenten waren diese Reaktionen nicht neu. Uwe Reineke (Artikel zum Vortrag von Alois Schwarzmüller am 26. Februar 2016 für den Historischen Verein Oberammergau im Gasthof Stern. Thema: „Wir grüßen die Gäste der Welt“ Die Olympischen Spiele 1936 in Garmisch-Partenkirchen und die NS-Zeit)